Die Schnecke in der Presse
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Nahe Zeitung, 10.11.2014

„Schnecke“ war Teil der Lichtgrenze

Mauerfall Mitglieder des Kulturvereins erlebten Feierlichkeiten in der Hauptstadt
M Berlin/Kreis Birkenfeld. Als gestern Abend kurz nach 19 Uhr Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit das Signal für den Aufstieg 8000 beleuchteter Ballons in den Nachthimmel der Hauptstadt gab, war an dieser Aktion, die von der ARD live übertragen wurde, auch eine Gruppe des Kulturvereins „Die Schnecke“ aus dem Landkreis Birkenfeld beteiligt. Wegen des Bahnstreiks hatte sich die neunköpfige Gruppe, der sich weitere Kulturinteressierte von der oberen Nahe angeschlossen hatten, bereits seit Mittwoch in Berlin aufgehalten.
Zuvor hatten sich die „Schnecken“ einem Auswahlverfahren unterzogen und mit individuellen Ballonbotschaften, die im Internet unter www.fallofthewall25.com einsehbar sind, mit eigenen Erlebnissen zum Thema „25 Jahre Mauerfall“ zu Wort gemeldet.
Schon vor dem Mauerfall hatte die 1981 gegründete „Schnecke“ immer wieder Dissidenten und Regimekritiker wie Günter Kunert, Wolf Biermann, der am Freitag als Festredner im Bundestag sprach, oder den Solidarnosc-Gewerkschafter Andrzej Wirga nach Idar-Oberstein geholt. Damit schien der Kulturverein geradezu prädestiniert für die Teilnahme am Projekt „Lichtgrenze“, mit dem im Abstand von 25 Jahren noch einmal der Verlauf der 15 Kilometer langen ehemaligen Mauergrenze sinnlich besonders beeindruckend erlebbar gemacht wurde. Am Freitag bereits hatten sich die „Schnecken“ in der Nähe der einstigen Mauer mit dem Schriftsteller David Wagner (Autor des preisgekrönten Buchs „Leben“) zu einem Gespräch getroffen. Der gebürtige Andernacher lebt seit drei Jahrzehnten in Berlin und setzt dort ähnlich wie Thomas Lehr die Tradition aus Rheinland-Pfalz stammender Schriftsteller fort, die bis zur Mainzer Ehrenbürgerin Anna Seghers und zu Carl Zuckmayer zurückreicht.
Vorgestern stand dann eine Begehung des kleinen Stadtteils Friedenau („Deutschlands größtes Dichterdorf“) auf dem Programm. Dort wo „Schnecke“-Namenspatron Günter Grass, Max Frisch, Uwe Johnson, Hans Magnus Enzensberger, Hildegard Knef, Erich Kästner, Kurt Tucholsky und Rosa Luxemburg wohnten, lebt heute die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller. Aber auch die provokante „Kommune I“ um Dieter Kunzelmann und Fritz Teufel sowie der Studentenführer Rudi Dutschke zog es ebenso wie den ersten Bundespräsidenten, Theodor Heuss, in den Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen Stadtteil am Rande von Schöneberg.
Neben dem von der „Aspekte“-Preisträgerin Christa Moog geführten „Literaturhotel“, mehreren Buchverlagen und Antiquariaten beherbergt Friedenau einen Künstlerfriedhof, auf dem sich auch das Grab Marlene Dietrichs befindet.