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Die Spur der Schnecke Für Staatsministerin Rose Götte war das Jubiläum des Kulturforums ein Abschied von Idar-Oberstein
Die Jubiläumsgala der "Schnecke" bot einen Querschnitt all dessen, was der Verein in den vergangenen 20 Jahren an Kultur nach Idar-Oberstein getragen hatte: Kabarett, Musik, Theater und Dichtung.
IDAR-OBERSTEIN. Für Staatsministerin Dr. Rose Götte war die Jubiläumsveranstaltung im neuen Stadttheater auch ein Abschied von Idar-Oberstein: Sie wird nach den Landtagswahlen am 25. März in Pension gehen. Die Schirmherrin sei "die erste Kulturministerin im Land gewesen, die die Kulturpolitik nicht in erster Linie an Staatstheatern festgemacht hat, sondern von Anfang an die freie Kulturarbeit unterstützt" habe, lobte Schnecke-Vorsitzender Axel Redmer. Götte spielte den Ball sogleich zurück: Die Kulturarbeit auf dem flachen Land, wie sie die Schnecke vorgemacht habe, sei Vorbild für den Kultursommer Rheinland-Pfalz gewesen.
Die Liste der bisherigen Lesungen des Vereins lese sich wie ein "Who's who" der deutschen Gegenwartsliteratur, streifte die Ministerin die Historie des Vereins. Um den rund 400 Besuchern letztendlich zu raten, "der Spur der Schnecke auch weiter zu folgen".
Armin Peter Faust amüsierte seine Zuhörer mit Kurz-, Kürzer- und Kürzestgeschichten über jenen Herrn F., der durchaus autobiografische Züge trägt. Besonders viel Applaus gab's für jene Episode, in der Herr F. beschließt, eine Partei zu gründen - und zwar zur Verwertung ungültiger Stimmen. Und die hat natürlich großen Erfolg.
Die Theater-AG des Birkenfelder Gymnasiums zeigte sich mit Mundartstücken ihres Regisseurs (und Lehrers) Werner Schäfer zeitkritisch: Da wird über das Für und Wider der Zulassung eines ausländischen Fußballers in der Dorfmannschaft gestritten, oder die Parteien melden sich zur "Frohen Botschaft von Christi Geburt" zu Wort.
Für die musikalische Umrahmung sorgte das Landauer Akustik-Trio "Django Beinhart". Ihre jüdische Klezmer- Musik, die auch schon mal Klassik, Jazz und orientalische Klanggefüge zitiert, ist zwar im ersten Augenblick ungewohnt, geht aber sehr schnell in Ohren und Beine.
Höhepunkt des Abends war der Saarbrücker Kabarettist Detlev Schönauer. Er gab sich als französischer Kneipenwirt "Jacques Bistro" ungewohnt politisch und gab damit schon einen Vorgeschmack auf den zweiten Teil des Schnecke-Jubiläums: Am nächsten Freitag betritt Richard Rogler die Bühne des Stadttheaters. "Jacques" machte in gewohnter Manier Saarländer wie Pfälzer nieder ("Die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn liegt bei Waldmohr"), hatte aber auch jede Menge prominente Gäste mitgebracht - Konstantin Wecker sang, Heino kam erst gar nicht dazu, und Marcel Reich- Ranitzki war das alles viel zu primitiv... Stefan Conradt
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