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Laukhard-Predigt von Rupert Neudeck

Laukhard-Predigt von Rupert Neudeck
Freitag, 29.04.2011, 19 Uhr,
Evang. Kirche Veitsrodt



Nahe Zeitung, 3. Mai 2011
Cap Anamur ist heute so aktuell wie vor 32 Jahren
Vortrag Rupert Neudeck hielt die Laukhard-Predigt

M Veitsrodt. Es ist eine reizvolle Idee: Einmal im Jahr von eben der Kanzel, von der von 1804 bis 1811 Magister Friedrich Christian Laukhard seiner Veitsrodter Gemeinde predigte, zwei Jahrhunderte später große Geister unserer Zeit, die sich ganz im Geiste Laukhards dem Christentum wie der Aufklärung gleichermaßen verpflichtet fühlen, eine Predigt zu Fragen unserer Zeit halten zu lassen. Während die Kollekte an ein Projekt nach Wahl des Predigers gespendet wird, gibt es als einziges Honorar ein Fässchen Schlehenbrand – auch damit hätte Laukhard wohl ganz gut leben können.

Während im vergangenen Jahr zur Premiere der Veranstaltung der Protestant und SPD-Querdenker Erhard Eppler in die historische Kanzel stieg, folgte ihm dieses Mal der Katholik und Gründer des Flüchtlingsprojekts Cap Anamur, Rupert Neudeck.

Der engagierte Humanist hielt eine hemdsärmelige Predigt – nämlich ohne Jacke. Nachdem Hausherr Pfarrer Uwe Kreutz ihm es bei der Begrüßung vorgemacht hatte, traute sich auch Neudeck im Freizeitlook auf die Kanzel und redete dort in ebenso eindringlicher wie erfrischender Weise. „Die Krise(n) der Kirche“ hatte sich der Journalist zum Thema gewählt und situierte, anders als man es wohl erwartet hätte, das Problem nicht bei der Institution Kirche, sondern bei den Gläubigen – oder vielmehr bei den Nicht- oder Nicht-mehr-Gläubigen. Anderswo, so erklärte Neudeck, würde man es nicht nachvollziehen können, wenn jemand sage: Ich glaube an gar nichts.

Schwerpunkt der Predigt war allerdings die Flüchtlingsproblematik, nach wie vor eine Herzensangelegenheit des 71-Jährigen, die er auch und gerade als besondere Herausforderung für Christen ansieht.

Als positives Beispiel eines christlichen Umgangs mit Flüchtlingen führte Neudeck die römische Gemeinde Sant’Egidio an, die es durch beständige Vermittlungsbemühungen geschafft hat, in Mozambique einen dauerhaften Frieden zu schaffen, und in Rom ein Haus für Migranten unterhält, in dem „nicht gefragt wird, wo jemand herkommt“. „Wir machen uns nicht klar genug, was in der Welt an großartigen Dingen passiert“, warnte er vor Kleinmut und Hoffnungslosigkeit. Schließlich erlebe man nun innerhalb von wenigen Jahrzehnten zum zweiten Mal, dass Völker aufstehen. „Wir haben allen Anlass, uns zu freuen, dass die Völker ihre Diktatoren davonjagen, diese Freude sollte uns bis ins innerste Mark erfüllen“, meinte Neudeck mit Blick auf die nordafrikanischen und arabischen Länder.

Seine Kollekte, die rund 80 Besucher hatten immerhin mehr als 500 Euro gegeben, spendete er einem Ausbildungsprojekt in Mauretanien, das gescheiterten Flüchtlingen die Chance gibt, einen Beruf zu erlernen. Anhand dieses Beispiels machte Neudeck eindrucksvoll klar, dass es nicht in Ordnung ist, Flüchtlinge in ein Flugzeug zu setzen und in ihre Heimat zurückzuschicken. „Die Leute, die da kommen, sind die Besten aus ihren Familien und Dörfern“, erläuterte er. „Für sie haben die Dorfbewohner und die Familien oft über Jahre Tausende von Dollar zusammengespart, damit sie irgendwie auf den gelobten Kontinent Europa kommen, damit sie sie später von dort aus unterstützen. Diese Leute können nicht einfach mit leeren Händen zu ihren Familien und in ihre Dörfer zurückgeschickt werden.“

„Was Rupert Neudeck mit Cap Anamur gemacht hat, ist heute schon legendär“, hatte Ex-Landrat Axel Redmer bei der Begrüßung im Namen der vier Veranstalter, dem Kulturverein „Die Schnecke“, der Kreisvolkshochschule Birkenfeld, dem Kirchenkreis Obere Nahe und der Friedrich-Christian-Laukhard-Gesellschaft, erklärt. Jörg Staiber