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"Schlage die Trommel und fürchte Dich nicht"
Katja Ebstein mit ihrem Heinrich Heine-Programm
13.06.1997, 20.00 Uhr
Idar-Oberstein, Göttenbach-Aula

Nahe-Zeitung, 16.06.1997
Politisch aktuell und mit viel Herz
Katja Ebstein begeisterte mehr als 200 Besucher mit dem Heine-Abend in Göttenbach-Aula

IDAR-OBERSTEIN. "Schlage die Trommel und fürchte dich nicht!" Das hatten sich auch die Mitglieder des Kulturvereins "Die Schnecke" gedacht, als sie kräftig die Werbetrommel für den Heinrich-Heine-Abend mit Katja Ebstein schlugen, der ausgerechnet auf einen Freitag, den 13., terminiert war.Gefürchtet haben sie sich dann doch, denn der Vorverkauf verlief äußerst schleppend, und der kleine Verein mußte ein finanzielles Desaster fürchten.
Aber Wunder gibt es eben immer wieder: Mehr als 200 Besucher wollten die frühere Schlagersängerin, die sich inzwischen zur ernsthaften Schauspielerin, Kabarettistin, Chansonsängerin und Musicalinterpretin gemausert hat, in der Obersteiner Göttenbach-Aula sehen. Das waren immerhin gut doppelt so viel wie vor einem halben Jahr, als Katja Ebstein auf Einladung der Stadt an gleicher Stelle gastierte.
Und wer kam, wurde nicht enttäuscht. Katja Ebstein sang und rezitierte nicht nur Heinrich Heine, sondern ließ auch in komprimierter Form die Stationen seines Lebens Revue passieren. Sie zeigte seine Widersprüchlichkeiten auf, den Romantiker mit der so unromantisch scharfen Zunge, den politischen Visionär, der mit beiden Beinen so fest auf dem Boden stand, den Patrioten, der sein Vaterland so sehr liebte, und der doch für allen deutschtümelnden Hurrapatriotismus nur Spott übrig hatte.
Katja Ebstein griff bei den Vertonungen der Verse Heines nicht auf altbekanntes zurück, sondern alle Lieder - auch das berühmte "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten" - wurden in einer neuen Vertonung von Christian Bruhn interpretiert, die jedoch manchmal ein wenig zu sachlich und nüchtern ausfiel. Zumindest wurde so ein sehr moderner Heine präsentiert, einer, dessen Platz nicht im Lexikon der Literaturgeschichte zu finden ist, sondern der uns menschlich und politisch auch heute noch einiges zu sagen hat.
Es war immer spürbar, daß hier kein Pflichtprogramm zum 200. Geburtstag des Dichters abgespult wurde, sondern die Künstlerin mit dem Herzen bei der Sache war, daß da eine auf der Bühne steht, die "ihren" Heine liebt, und die ihn mit sehr viel Charme und Witz auferstehen ließ. Da verzieh das Publikum gerne ein paar kleinere Textunsicherheiten, zumal sie auch immer schnell mit einem Augenzwinkern wieder ausgebügelt wurden.
Überhaupt hatte Katja Ebstein ihre stärksten Szenen, wenn sie den komischen Heine zeigte, einer der nicht nur die spitze Polemik im Repertoire hat, sondern auch einen sehr warmen menschlichen Humor bis hin zu fast kindlich-naiven Wortspielereien.
Langer und herzlicher Applaus, der auch die souverän und einfühlsame begleitende Pianistin Friederike Huck einbezog, war schließlich der Lohn für einen gelungen Abend, der sicher manch einen der Besucher dazu verführte, auch mal wieder selber ein wenig bei Heine nachzublättern. 

Jörg Staiber