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"Tiefer beugen sich die Sterne" - Vertonte Texte der "verbrannten Dichterin" Else Lasker-Schüler mit der bekannten Schauspielerin Nina Hoger und dem Ensemble Noisten präsentiert Sonntag, 30. August, 17.00 Uhr, Schloss Oberstein
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Nahe Zeitung vom Mittwoch, 2. September 2009 Eine Lese-Sternstunde auf Schloss Oberstein Nina Hogers Lesung von Else Lasker-Schüler war ein Höhepunkt im Kultursommer - Atemlose Stille im Publikum
IDAR-OBERSTEIN. "Ich habe zu Hause ein blaues Klavier ..." - mit diesem berühmten Gedicht von Else Lasker-Schüler, zwei Jahre vor ihrem Tod geschrieben, endete eine eindrucksvolle Dichterlesung. Im Rahmen des Theatersommers der Stadt Idar-Oberstein und des Forums Kultur und Gesellschaft "Die Schnecke" las die Schauspielerin Nina Hoger auf Schloss Oberstein.
Der "schwarze Schwan Israels" starb 1945 76-jährig "verarmt" in Jerusalem, wohin sie sich nach ihrer Emigration 1933 nach einer Episode in der Schweiz geflüchtet hatte. Dabei war ihr Leben so reich an Begegnungen, Beziehungen und Visionen. Diese lebendig und anschaulich, ja fühlbar und mitfühlbar werden zu lassen, war das Verdienst der ausgezeichneten Schauspielerin Nina Hoger.
Prosatexte und Gedichte waren zu einem Gesamtkunstwerk verwoben, aus dem ein Porträt einer großen Dichterin entstand, die mit berühmten Zeitgenossen engen Kontakt pflegte: Als "dichtende Kokoschka", Geliebte und unvergänglich in Worten von Gottfried Benn verewigte Zeitgefährtin Franz Marcs ("Der blaue Reiter") oder Karl Kraus" ("dem venezianischen Kardinal"). Durch die Art und Weise, wie Nina Hoger Text an Text knüpfte, entstand das äußere und innere Wesen der Dichterin, die erst in den letzten Jahrzehnten, nicht zuletzt durch die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft in Wuppertal, ins allgemeinere öffentliche Bewusstsein gelangte.
Zwischen den Lesungen musizierte das "Noisten Ensemble", Reinald Noisten (Klarinette), Maxim Lysov (Gitarre), Andreas Kneip (Kontrabass) und Shan Dewaguruparan (Tabla), eine an Klezmer angelehnte Musik mit dezenter Dynamik, die nur gelegentlich exponierte Soli einflocht. Gerade weil die Musik sich nicht aufdrängte, gewann die Lesung an Gewicht und Tiefgang. Das Bild der früh verstorbenen Mutter ("der große weiße Engel, der neben mir ging") spiegelte sich in einer sanften Ballade der dem Verstummen sich annähernden Musik wider, die auch sonst im Unausgesprochenen noch vibrierte. Leider passte dazu die gut gemeinte Zugabe im Karaoke-Stil, die zum Mitsingen aufforderte, nicht.
Eine Zugabe ganz besonderer Art war der wunderschöne Sommernachmittag im Schloss. Kein Lüftchen regte sich, vom tiefblauen Himmel strahlte eine intensive Spätsommersonne, und nur der noch wärmere, begeisterte Beifall der vielen Zuhörer unterbrach die lange und in höchster Spannung durchgehaltene atemlose Stille anlässlich dieser Lese-Sternstunde auf Schloss Oberstein.
Elisabeth Jost
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