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Kabarettabend mit Bruno Jonas Freitag, 19.03.10, 20 Uhr, Stadttheater, Idar-Oberstein
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Nahe Zeitung, 26. März 2010 Der schnelle Gag ist nicht sein Ziel Lästermaul Bruno Jonas erhielt beim Schnecke-Gastspiel viel Applaus
Unternehmensberater Hubert Unwirsch steht auf dem Flughafen und wartet auf den Abflug, der sich laufend verschiebt. So hat er Zeit, die Welt und vor allen Dingen die Politik auf eine ganz eigene Art zu analysieren. Die ideale Rolle für einen Kabarettisten wie Bruno Jonas.
IDAR-OBERSTEIN. "Bis hierher und weiter" heißt das aktuelle Programm des Münchener Kabarettisten Bruno Jonas, der am Mittwochabend vor mehr als 500 Besuchern auf Einladung des Kulturvereins "Die Schnecke" im Idar-Obersteiner Stadttheater gastierte. Entlassungen, Hartz IV, Mindestlohn, die Steuer-CDs, das verschuldete Griechenland, die EU und ihre Richtlinien, der Wirtschaftskonkurrent China und natürlich die Bankenkrise - kaum ein Thema, das Jonas auslässt. Dabei bezeichnet er spitzfindig Banker Josef Ackermann als einen gelungenen Fall von Integration oder fragt, warum es in Europa keinen einheitlichen Mindestlohn gibt, obwohl man das mit der Einheitlichkeit bei den Glühbirnen doch prima hingekriegt hat.
Für die Schulden Griechenlands fordert Jonas eine Gyros-Abgabe und fragt beim Publikum nach, ob denn alle mitgekriegt haben, dass sich die Schiedsrichter beim Fußball jetzt alle lieb haben. Beim Nacktscanner, meint er, sollte noch gleich eine Darmspiegelung mitgemacht werden.
Eines der Hauptthemen des Lästermauls ist natürlich die Bankenkrise. "Es gibt noch heute Leute, die glauben, dass das Geld, das sie auf die Bank bringen, dort auch liegen bleibt." Für ihn war das "Vertrauen der Menschen, nicht die Gier" der große Fehler. Ganz aktuell reagierte er in Sachen Jörg Kachelmann. Tagesthemenmoderatorin Karen Miosga ließ er nicht ins Wetterstudio umschalten, sondern in die Justizvollzugsanstalt nach Mannheim.
Natürlich bekamen zahlreiche Politiker ihr Fett weg. Angela Merkel parodiert er glänzend. Jonas sucht bei seinem Vortrag nicht den schnellen Gag. Er bereitet seine Pointen glänzend vor. Bis zur Pause sahen die Besucher im Stadttheater den Bruno Jonas, wie sie ihn aus seinen Zeiten bei der Münchner Lach- und Schießgesellschaft und vom "Scheibenwischer" aus der ARD kannten.
Der zweite Teil des Abends zeigte dann einen anderen Bruno Jonas. Hier philosophierte er in langen, humorgewürzten Monologen über die Dinge des Lebens. Hauptthemen: das Verhalten des Menschen und die Religionen und deren Vertreter auf dieser Welt. Hier stand vor allen Dingen die katholische Kirche - auch aus aktuellem Anlass - im Mittelpunkt seiner Kritik.
Nach rund 150 Minuten endete der Kabarettabend im Stadttheater. Mit einem lang anhaltenden Beifall verabschiedete das Publikum den 57-Jährigen. Als Zugabe servierte Bruno Jonas einen jüdischen Witz. Erhard Hahn
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