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Kabarett mit Andreas Rebers
Mittwoch, 28. November

Göttenbach-Aula, Idar-Oberstein

Nahe Zeitung vom 30.11.2007
Der Container war der Verräter
Rund 200 Besucher erlebten in der Göttenbach-Aula mit Kleinkunstpreis-Gewinner Andreas Rebers Kabarett vom Feinsten

Der Anzug ist edel, aber dem Träger offensichtlich eine Nummer zu groß. Ständig rutscht ihm die mutig gürtellos getragene Hose, muss er das Hemd wegstecken...: Warnzeichen, auf die kaum einer der knapp 200 Besucher in der Göttenbachaula achtet. Wer ahnt schon, welch erschreckenden Verlauf der Abend mit Andreas Rebers, dem Gewinner des diesjährigen Deutschen Kleinkunstpreises, nehmen wird.

IDAR-OBERSTEIN. "Nebenan und nebenbei" heißt eines von drei Programmen, mit denen der 49-Jährige derzeit auf Tournee ist. Um eine skurrile Hausmeisterkarriere ranken sich die Possen und Pointen aus Politik und einem keineswegs weniger politischen Alltag, die er an diesem Abend auf Einladung des Kulturvereins "Die Schnecke" dem Idar-Obersteiner Publikum in der Göttenbach-Aula präsentiert. Das erlebt zweieinhalb Stunden Kabarett vom Feinsten. Und dankt mit viel Applaus.

Noch ganz der fröhliche Alleinunterhalter plaudert der aus vielen TV-Sendungen bekannte Gast vom Job ohne Leistungsdruck, den ihm die Heirat mit einer reichen Frau bescherte, lässt - noch ohne sein geliebtes Schifferklavier - das erste seiner Arbeiterlieder "in der Tradition von Brecht und Bohlen" erklingen und ist unversehens in die Figur des "Hausmeisters" Rebers geschlüpft.

"Links und reich", letzteres dank Heirat, ist Rebers Über-Ich, das sich unverzüglich daran macht, die Hausgemeinschaft zu "reformieren". Sabine Hammer, die stets das Gute suchende Nachbarin, parkt dummerweise ihr Holland-Rad neben dem Offroad-Bike des Hausmeisters. Blumenkohl in der Restmülltonne lässt sich der Rentnerin aus dem dritten Stock zuordnen - und sind Anlass zu einem intensiven Gespräch. Der Altpapier-Container der Stadt München wird schnell zum informellen Mitarbeiter des Haus-Herren.

"Dumm" im wahrsten Wortsinn ist jener Sportwagenfahrer, der in der Hauseinfahrt parkt - er bringt Rebers bissigen Humor aufs Thema Schule & Gewalt und zur sarkastischen Erkenntnis: "Wir müssen die Kids dort abholen, wo sie sind!"

Eine Stiftung für junge Hausmeister, gegründet "weil Geld und Eigentum verpflichten", lässt ihn über Projekte philosophieren, die noch längst keine Taten sind. Und bringt erneut die Nachbarin in Spiel: Beim Body-Diving, einem Projekt ihrer Selbsterfahrungsgruppe, landet sie auf dem Bauch...

Nicht alle Späße sind derart harmlos. Von Top-Model Heidi Klum geht's rasant zum Klumpfuß eines Josef Goebbels. Den würde so mancher Richter hierzulande möglicherweise in eine therapeutische Wohngemeinschaft (zusammen mit Peter Hartz, Christian Klar und als Stargast O. J. Simpson) einweisen, lästert Rebers.

Ähnlich giftig glaubt er in der deutsche Volksmusik-Szene eine Achse des Bösen zu erkennen - stimmt sarkastisch ein bierseliges "Osama, wo samma" an. Nichts bleibt für den Kabarettisten tabu, nichts kommt von allein. Alles hängt irgendwie miteinander zusammen - und Rebers Hausmeister macht dem Publikum weiß, er wisse sogar wie.

Zumindest glaubt er das. Denn als die Straße vorm Haus dank eigenem Abschleppdienst autofrei ist, die Nachbarn im Haus allesamt denunziert und vertrieben sind, der Traum von einer neuen Welt wahr geworden scheint, richtet sich der Bannstrahl jener Ordnungsmacht, deren treuester Helfer er war, gegen ihn. Der Altpapier-Container hat ihn verraten.

Klaus-Peter Müller