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Nahe-Zeitung, 17.06.2000 Sonne und Windstatt Öl und Uran Dr. Hermann Scheer sieht Solarenergie als einzige Zukunftschance
In seinem Vortrag über Zukunftsenergien stellte Dr. Hermann Scheer, Alternativer Nobelpreisträger und Autor des Buches "Solare Weltwirtschaft", klar, dass es keine Alternative gebe: "Wir müssen vollständig aus dem System der fossilen und atomaren Energien aussteigen. Uns bleibt keine andere Wahl."
HOPPSTÄDTEN-WEIERSBACH. "Wir haben nicht mehr viel Zeit!", warnte Dr. Hermann Scheer vor rund 160 Zuhörern, die auf Einladung des Kulturvereins "Die Schnecke" und der "Freunde der Fachhochschule Umwelt-Campus Birkenfeld" im Kinosaal der Fachhochschule zusammengekommen waren. Trotz mehr als 700 ökologischer Großkatastrophen pro Jahr sei es - so Scheer - verwunderlich, dass bei Befragungen die Umweltpolitik auf die hinteren Ränge der Sorgenskala gerutscht sei. Die möglichen Gründe dafür seien fatal: Umweltprobleme gälten "als nicht mehr lösbar". Zwar gebe es Umweltkonferenzen, doch fungierten sie als Handlungsersatz. "Spezialisten basteln an Details herum", während nur ein grundlegend neuer Ansatz eine wirkliche Lösung bringen könne: die Nutzung von Energien, die nicht die zerstörerischen Langzeitwirkungen wie Waldvernichtung, Desertifikation, Wasserverseuchung oder atmosphärische Veränderungen hätten. Dies sei einzig die Solarenergie. Es sei die "größte zivilisatorische Herausforderung der Menschheit", angesichts unaufhaltsam zu Ende gehender Energievorräte und daraus resultierender wirtschaftlicher Spannungen und Energiekriege, die Ressourcenbasis zu wechseln. Kein Wechsel sei durch die bestehenden Energieunternehmen zu erwarten. Sie seien "Produkt" ihrer eigenen Energieverteilungsstruktur. Sie leisteten Widerstand, denn sie seien notgedrungen die Verlierer.
Dezentrale Anlagen Fotovoltaik und Windenergie, in kleinen Anlagen am Ort der Umwandlung und gleichzeitig der Nutzung verteilt, brauchten keine kostspieligen Verteilernetze. Für beide Energieformen gelte ihre Emissionsfreiheit und Unerschöpflichkeit. Ihre "Dezentralisierung" habe Folgen: für die Art der zukünftigen wirtschaftlichen Bewegungen, für die Unternehmensformen, für die Struktur von Siedlungen. Dr. Scheers Überzeugung: Erst einmal begonnen, könne der Wechsel zur erneuerbaren Energie immer stärkere Eigendynamik entfalten. In der Diskussion danach ging Dr. Scheer auch auf die Ökosteuer ein: Bei prinzipieller Zustimmung kritisierte er drei Fehler: Es werde auch die Nutzung erneuerbarer Energie besteuert, es gebe zu viele Ausnahmen von dieser Steuer, und der Name sei ungeschickt gewählt. "Öko" werde mit "Steuer" gleich "Belastung" verknüpft. In Wirklichkeit sei es aber der "Dreck", der besteuert werde, die Ökosteuer sollte also besser "Emissionssteuer" heißen".(ed)
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