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"Der Spieler" und Best-of "Unter Plätzchen"
Kabarett mit Lars Reichow

15.12.2003 , 20.00 Uhr
Göttenbach-Gymnasium, Idar-Oberstein

Nahe-Zeitung, 17.12.2003
"Von jetzt an ist alles gelogen"
Ein stetig fließender Quell satirisch überhöhter Wahrheiten: Der Mainzer Pianist und Kabarettist Lars Reichow im Stadttheater
"Glauben Sie nichts, von jetzt an ist alles gelogen", warnt Lars Reichow, kaum ist sein Auftrittslied verklungen. Und lügt zum ersten Mal an diesem Abend im Stadttheater. Denn wie kaum ein Zweiter seiner Zunft bleibt der Sänger, Klavierspieler und Kabarettist aus Mainz ganz nah an der Wahrheit.

IDAR-OBERSTEIN. Seine Musik sind die bluesig angerauten, oft gesprochenen Balladen, sein Humor stetig fließender Quell satirisch überhöhter Wahrheiten: Lars Reichow, 39-jähriger Sänger, Pianist und Kabarett aus Mainz, gilt nicht von ungefähr seit Jahren als "der Nachwuchsstar" auf deutschen Kleinkunstbühnen. Auf Einladung des Kulturvereins "Die Schnecke" gastierte er mit Ausschnitten seines aktuellen Programms und Höhepunkten seines Weihnachts-Specials im Stadttheater.
Gut gefüllt die Reihen: Der 39-Jährige, der gleich zu Beginn seiner Karriere ein halbes Dutzend begehrter Kleinkunstpreise eimheimste, sich aber auch (und das ebenfalls "mit Auszeichnung") fürs höhere Lehramt in Deutsch und Musik qualifizierte, hat sein Publikum: SPD-Anhänger und Studienräte, vor allem aber beider Schnittmenge, bilden die Mehrheit im Parkett - und Reichows Zielgruppe.
Dennoch: So recht getroffen fühlen musste sich keiner der 300 Besucher. Der Spiegel, den Reichow vorhält, ist ein Zerrspiegel, der vorgaukelt, gemeint sei der Nachbar. Das Häschen, das aus der Enge der Einbauküche befreit dem Mann die Rolle streitig macht..., der Mann, der zwischen allein erziehendem Vater und gemeinnützigem Liebhaber dümpelt... - sie haben nur ansatzweise etwas mit uns gemein, dürfen sich die Männer und Frauen ins Fäustchen lachen. Der Kabarettist im grauen Designer-Anzug spielt für sie das Opfer, indem er sich Satz für Satz ins eigene Gespinst von schönen Formulierungen, gängigen Superlativen und gefährlich glatten Gefälligkeiten verstrickt, die (ohnehin nicht mehr überraschende Pointe) verschluckt.
Stetig der Wechsel zwischen Stehtisch-Geplauder und Klavierballaden: Reichows Songs sind eine Klasse für sich - auch im Musikgeschäft, Genre: Singer/Songwriter-Pop, wäre ihm ein Spitzenplatz sicher. Das beweist der Mainzer nicht erst mit seiner finalen Hymne an seine Heimatstadt.

Jesus als Protestsänger
Zur kabarettistischen Höchstform läuft der 39-Jährige in der vom bevorstehenden Weihnachtfest geprägten zweiten Programmhälfte auf. Maria und Josef als Blues, ihr "Wunderkind" Jesus als umherziehender Protestsänger mit Faible für Fußpflege und Problemen bei der Berufswahl ("Vielleicht sollte ich doch in den Betrieb meines Vaters einsteigen..."), die ausschweifende Tafelrunde, der das Fest seinen Namen verdankt ("Pass auf den Wein acht!") - schreibt Reichow zum Plaisir seines Publikums gleich das halbe Neue Testament neu. Und hütet sich trotzdem davor, in heutzutage übliche "Comedy"-Gefilde abzugleiten. Da ist es zu verzeihen, wenn der angesichts des Gaben-Festivals naheliegende Exkurs "Was ist Dankbarkeit!" etwas zu dozierend ausfällt. Bei der Zugabe - über die Möglichkeit, den Zugabenteil zu gestalten - sind solche kleine Schwächen eh vergessen. Der Applaus ist - natürlich - lange und heftig. Klaus-Peter Müller

Könnte auch als Sänger und Liedermacher bestehen: Das bewies der Mainzer Kabarettist Lars Reichow im Idar-Obersteiner Stadttheater aus Neue. Foto: Hosser