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Nieuwe Noordhollandse Courant, 02.11.1985 Deutscher Besuch für Kurt Lehmann
Ungefähr 30 Deutsche aus Idar-Oberstein besuchten gestern Nachmittag den in Purmerend lebenden Schriftsteller und Masseur Kurt Lehmann. Unter dem Namen Konrad Merz hat Lehmann mehrere Bücher herausgegeben, darunter auch den Emigrantenroman „Ein Mensch fällt aus Deutschland“....Als einer der wenigen noch lebenden Deutschen, die beide Weltkriege über sich ergehen lassen mussten, einer dessen Vaterland sich im Ersten Weltkrieg kaum für ihn interessiert, ihn aber im Zweiten Weltkrieg entschieden abgelehnt hat, nahm Lehmann kein Blatt vor den Mund. ...Auch über die Kriegsjahre in den Niederlanden erfuhren die deutschen Gäste etwas, über die Zeit, in der Lehmann untertauchen musste und über die Jahre danach, in denen er als Masseur arbeitete. ...Unter anderem wurde Lehmann gefragt, warum er nach dem Krieg nie mehr nach Deutschland zurückgekehrt sei. Die Antwort auf diese Frage war die kürzeste, die Lehmann während des gesamten Treffens gab: „Meine Mutter ist von den Nazis umgebracht worden, und ich kann nicht nach Deutschland zurückkehren und dort dann vielleicht zufällig mit jemandem am selben Tisch sitzen, der der Mörder sein könnte. Das darf man nie vergessen, sonst ist man nichts wert.“Lehman sagte seinen deutschen Gästen auch, dass er nicht hassen könne. „Ich bleibe Deutscher...Wenn ich z.B. zu einer Dichterlesung nach Deutschland fahre, dann ist es, als würde ich nach langer Zeit zu meiner Mutter zurückkehren, von der ich weiß, dass sie inzwischen eine Hure geworden ist. Aber trotzdem ist sie meine Mutter.“Übersetzung: Birgit Faas
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