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Nahe-Zeitung, 20.03.1993 Ein Flugblatt genügte oft "Schnecke"-Diskussion auf den Spuren der Mainzer Republik
IDAR-OBERSTEIN. RED. Die Mainzer Republik muß auch im Bereich der oberen Nahe tiefere Spuren hinterlassen haben, als dies bislang bekannt ist. Zu diesem Fazit gelangte Dr. Franz Dumont bei einem Diskussionsabend der Schnecke" im Göttenbach-Gymnasium.
Während "Schnecke"-Vorsitzender Axel Redmer zu bedenken gab, daß es aus der Zeit des ausgehenden 18. Jahrhunderts für den Bereich der oberen Nahe fast nur Aufzeichnungen badischer Beamter, gäbe, die überliefert seien und die Verkehrsverbindungen nach Mainz extrem schlecht gewesen seien, verwies Kreis-VHS-Leiter H. Peter Brandt darauf. daß schon damals Vertreter der Edelstein- und Schmuckbranche Messen in Frankfurt und Leipzig besucht hätten und rege berufliche, Kontakte zur Revolutionsmetropole Paris vorhanden gewesen seien.
Dumont machte darauf aufmerksam, daß es in verschiedenen anderen deutschen Regionen akribische Nachweise über die Flugschriften der Mainzer Jakobiner oder auch französischer Revolutionäre gegeben habe und sich daraus der Schluß ziehen lasse, daß die badischen Beamten, die im Bereich von Birkenfeld tätig gewesen seien, vermutlich ebenfalls Flugschriften und Zeitungen abgefangen hätten, die sich noch heute in Archiven nach Weisen lassen müßten. Oftmals habe ein einziges Flugblatt genügt, um jakobinische Ideen zu verbreiten, da derartige Texte in Wirtshäusern verlesen wurden.
Trotz aller Mängel, die die Wahl zum Mainzer Parlament von 1793 gehabt habe, müsse. so Dr. Dumont , festgestellt werden, daß die Vertreter der Mainzer Republik den heutigen Demokraten näherstehen müßten, als jeder Aristokrat, der vor und nach ihnen geherrscht habe.
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