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Nahe-Zeitung, 1. März 1984 Hundert Plakate des Grafikers K. Staeck Ausstellung und Diskussion in der Birkenfelder „Alten Schule“
Sechs Tage zeigt der Kulturverein „Die Schnecke“ im Birkenfelder Gemeinschaftshaus „Alte Schule“ hundert Plakate des Heidelberger Grafikers Klaus Staeck. Am letzten Tag wurde dann die Ausstellung ergänzt durch eine Diskussionsveranstaltung mit Kurt Vittinghoff und Klaus Staeck.Kaum ein Künstler hat in den letzten Jahren das „Wende“-Klima so zu spüren bekommen wie Staeck. Fanden sich bis Ende der 70er Jahre noch zahlreiche Journalisten, die über seine Arbeit berichteten und Veranstalter, die seine Plakate ausstellten, so häufen sich inzwischen Boykotte in den Medien, lässt es sich mancher „Kunstliebhaber“ einiges kosten, um Veranstalter für den Ausfall einer Plakatausstellung zu honorieren. Auch nach mehr als zehn Jahren haben Staecks Plakate noch nichts von ihrem Biss verloren. Wenn der Heidelberger Grafiker plakatiert „Die Mieten müssen steigen. Deshalb CDU“, dann kann es schon mal sein, dass treue Parteimitglieder das nächste Büro der CDU bestürmen und fordern: „Das könnt ihr doch nicht aufhängen!“ Wird von jungen Arbeitern das Plakat mit der Aufschrift „Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen“ gezeigt, kommt es vor, dass gestandene Kumpels über diese vermeintliche Aktion der Jungen Union erbost sind. Wer nicht bereit ist, um drei Ecken zu denken, geht dem Künstler auf den Leim und entlarvt sich meist selbst. Trotz aller negativen Erfahrungen in Sachen Kunstfreiheit stellt Staeck in Birkenfeld fest, dass die demokratischen Institutionen in der Bundesrepublik weitgehend funktionieren. Und wenn es sein muss, kann man sich ja wehren.
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