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Nahe-Zeitung, 24. November 1984 „Wir leben auf Kosten der Dritte Welt-Länder“ Bremer Senator Scherf skizzierte die Lage in Nicaragua
„Wir haben unseren Wohlstand auf Kosten der Bevölkerung in der Dritten Welt aufgebaut“, betonte der Bremer Senator Dr. Henning Scherf in seinem Referat über Nicaragua, das er auf Einladung des Kulturvereins „Die Schnecke“ im vollbesetzten Turnerheim Idar hielt.Seit mehr als zwei Jahrzehnten beschäftigt sich Scherf mit der Entwicklung in dem lateinamerikanischen Land. Er sieht Nicaragua als Opfer nördlicher Kolonialpolitik. Die frühere Rolle Spaniens und Englands hätten inzwischen die USA übernommen. Ihr verlängerter Arm sei jahrzehntelang der Diktator Somozoa gewesen Eine breite Front aller gesellschaftlichen Gruppen habe Somozoa 1979 zur Flucht gezwungen. Seitdem hat das Land eine sandinistische Regierung, benannt nach dem Freiheitskämpfer Sandino. Sie strebt nach Scherfs Meinung eine Verbindung von marktwirtschaftlichen und planerischen Elementen an. Als gelungen sieht der Bremer Senator die schwierige Alphabetisierungskampagne und den Kampf gegen die Hungersnot an. Unterfüllt blieben dagegen ein ehrgeiziges Bauprogramm und die angekündigte Beseitigung der Arbeitslosigkeit. Ermutigend findet Scherf die Reaktion der US-Bischöfe und des US-Kongresses auf die Reagan-Politik in Nicaragua. Beispielhaft sei auch die Haltung der holländischen Konservation, deren Regierung großzügig materielle Hilfe leistete, während die bundesdeutsche Kohl-Regierung alle Hilfsmaßnahmen gestoppt habe. Behindert werde die Entwicklung in Nicaragua vor allem durch den Krieg der vom amerikanischen Geheimdienst CIA finanzierten Contras, die das Land zu einer übermäßigen Militarisierung zwingen würden.
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