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"Monrepos oder die Kälte der Macht" Lesung mit Manfred Zach, Regierungssprecher a.D. unter dem ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Lothar Späth anschließend Diskussion mit dem Autor und Walter Schumacher, Regierungssprecher Rheinland-Pfalz 13.09.1998, 11.00 Uhr Herrstein, Galerie-Bistro
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Nahe-Zeitung, 16.09.1998 Roman über Aufstieg und Fall des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Späth und seiner Regierungsmannschaft Auch einer der "Verletzten"
Verschlüsselt stellt Manfred Zach eine Politik an den Pranger, die Menschen psychisch v "Sein Roman sollte Pflichtlektüre für Journalisten und Abgeordnete sein", charakterisierte Axel Redmer, Vorsitzender des Kulturvereins "Schnecke", das Buch "Monrepos oder Die Kälte der Macht" des 51jährigen Autors Manfred Zach, bevor dieser drei Kapitel aus dem bereits in mehreren Auflagen erschienenen Werk vorlas.
HERRSTEIN. Nur leicht verschlüsselt zeigt das Buch Aufstieg und Fall des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Lothar Späth und seiner Regierungsmannschaft. Unschwer ist in der Handlung auch der Autor zu erkennen: Zach war zu jener Zeit Späths Regierungssprecher, und so beruht sein Roman auf authentischem Material. Bemerkenswert ist der Stil: Der scheinbar sachliche Bericht, der durch Detailreichtum Dichte vermittelt, schlägt immer dann in kritische Ironie um, wenn durch preziöse Wortwahl oder durch die Verknüpfung übergenau präsentierter Details überraschende und gleichzeitig entlarvende Kontraste erzeugt werden. Er habe keine Einzelpolitiker attackieren wollen, erklärte Zach. "Ich wollte die Strukturen einer Politik zeigen, die anscheinend unvermeidlich psychische Verletzungen der Beteiligten hervorruft." Auch er sei einer dieser "Verletzten": "Ich habe ,Monrepos' geschrieben, um mir Psychiater und Couch zu sparen." Daß es in Rheinland-Pfalz ähnliche "schwäbische" Turbulenzen geben könne, wollte der rheinland-pfälzische Regierungssprecher Walter Schumacher, der als weiterer Diskussionspartner eingeladen war, nicht bestätigen. Auch in der Diskussion über die Medien-Politik-Beziehungen zeigte sich Zach wenig optimistisch: Die immer stärkere Verquickung von Medien und Politik einerseits, der Trend zu "Personifizierung" und "Symbolisierung" bei gleichzeitiger Abnahme der "Information" andererseits führe zu einem enormen Qualitätsverlust auf beiden Seiten. Und so ist es nur konsequent, wenn sich Manfred Zach seiner jetzigen Arbeit im Sozialministerium zwar als "Brotberuf" widmet, im übrigen jedoch als personale Mitte die Schriftstellerei sieht. Im Frühjahr 1999 wird sein neuer Roman "Die Bewerbung" erscheinen, nicht als "Monrepos II" mit weiteren "Enthüllungen", sondern rein fiktional: über einen Vater-Sohn-Konflikt im heutigen Deutschland. Ob sein Buch ebenfalls ein Bestseller wird? Manfred Zach weiß, daß das zweite Buch immer das schwerste ist. (ed)
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