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Nahe Zeitung vom 13.12.2004 Dankbar für jede einzelne Konzertminute Auftritte von Wolfgang Dauner und Albert Mangelsdorff sind Jazz-Feierstunden - 400 Gäste wollten die Jazz-Legenden im Stadttheater hören
Das Saallicht geht aus - und im Rund des Idar-Obersteiner Stadttheaters macht sich ehrfürchtige Stille breit. Auftritte von Wolfgang Dauner und Albert Mangelsdorff sind längst keine lockeren Jazz-Feten mehr, sie haben mittlerweile fast den Status von Feierstunden.
IDAR-OBERSTEIN. Kaum ungleicher ein Paar als die Beiden auf der Bühne: der Mann mit der Posaune - ein Buchhalter-Typ. Auf Anzug-Grau wirkt schon die gelbe Krawatte gewagt. Der Mann am Klavier trägt weitaus offener seinen Künstlerstatus zur Schau: Das graue Resthaar zum Pferdeschwanz gebunden, nimmt er in Gehrock und lila Seidentuch hinterm Flügel Platz. Das Publikum verstummt. Denn zusammen 145 Jahre deutscher Jazz haben sich in Person von Albert Mangelsdorff und Wolfgang Dauner auf der Bühne des Idar-Obersteiner Stadttheaters eingefunden.
Im gegenseitigen Respekt Der mittlerweile 76-jährige Posaunist aus Frankfurt am Main und sein nur sieben Jahre jüngerer, in Stuttgart gebürtige Kollege an den Tasten zählen an ihrem Instrument zu der Welt besten Jazzern. Gerühmt werden Wolfgang Dauners lebendige Improvisationen und die stets Grenzen überschreitende Attitüde des auch im Rock- und Pop-Kreisen geschätzten Keyboarders. Als nimmermüder Sound-Tüftler gilt auch Albert Mangelsdorff; er hat sogar eine spezielle Technik erfunden, auf seiner Posaune quasi zweistimmig zu spielen. Um zu erfahren, wie solche Extravaganzen klingen, muss das Idar-Obersteiner Publikum nicht lange warten: "Moon At Noon" ist schon seit etlichen Jahren der traditionelle Opener der Duo- Konzerte. Dem "Mittagsmond" aus Mangelsdorffs Feder folgt "Wendekreis des Steinbocks", eine Dauner- Komposition. Den gegenseitigen Respekt, den solche Programmauswahl andeutet, bezeugen beide im Zusammenspiel: Diskret tritt Mangelsdorff in den Hintergrund, wenn Dauner zu einem seiner leichthändig perlenden Tasten-Läufe ansetzt. Aus dem Solist Dauner wird ein kongenialer Begleiter, wenn Mangelsdorff zur Posaune greift, vorsichtig tastend nach dem Einsatz sucht. "Danke! Hut ab!" - den "lieben Menschen, die Jazzclubs gründen und Konzerte veranstalten" - kurzum: die den Jazz hierzulande am Leben halten - widmen die beiden ihre nächste Nummer. Und verabschieden sich in die Pause, aus der sie mit einem echten Ohrwurm zurückkehren: Wolfgang Dauners "Hong Kong Fu" ist geeignet, auch den musikalischen Laien in freiere Gefilde der Jazzmusik zu führen. In den bis dahin nicht gerade spärlich fließenden Beifall mischen sich die ersten Bravo-Rufe.
Steigerung bleibt aus Eine Steigerung muss aus bleiben: Mit dem eher meditativen "Sweat Song" und seinen blues-gefärbten Phrasen sowie "Trans Dance", dem wohl bekanntesten und meist gespielten aller Dauner-Stücke, geht dann auch schon (nach knapp zwei Stunden) das Konzert zu Ende. Gerade mal eine Zugabe können die 400 Besucher im Stadttheater herausklatschen. Dann bleibt die Posaune in der Garderobe. Das Alter fordert seinen Tribut, wissen die Fans. Und sind dankbar für jede Konzertminute, die ihnen gewährt wurde. Klaus-Peter Müller
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