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Nahe-Zeitung, 2. Mai 1983 Als die Bücher brannten...
Ab heute bietet „Die Schnecke“ die sehenswerte Ausstellung
Mit der Ausstellung „Als die Bücher brannten“, die vom heutigen Montag bis zum Samstag, 7.Mai, im Gemeinschaftshaus „Alte Schule“ gezeigt wird, erinnert der Kulturverein „Die Schnecke“ aus Idar-Oberstein jetzt an jenes traurige Kapitel der jüngeren deutschen Geschichte, das 1933 begann.In seiner 1821 veröffentlichten Tragödie „Almansor“ lässt Heinrich Heine den Hassan sagen: „...dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen!“ Etwas mehr als hundert Jahre später erfüllten Hitlers barbarische Anhänger im „Land der Dichter und Denker“ Heines Satz: Erst verbrannten sie in einem schaurig-theatralischen Akt „undeutsche“ Bücher, dann verfolgten und töteten sie Schriftsteller und schließlich ermordeten und verbrannten sie unzählige Leser. Eingegangen wird in der Ausstellung auf Bücherverbrennungen in Berlin, Frankfurt, Mainz – aber auch in Birkenfeld und Oberstein – und ihre Resonanz in der ausländischen Presse. Vorgestellt werden einige der „verbrannten Dichter“ , darunter der Kirner Arbeiterdichter Julius Zerfass, der 1936 im Schweizer Exil den Tatsachenroman „Dachau“ veröffentlichte und dessen Werk erst in den letzten Monaten wiederentdeckt wurde. Eine Toncollage vermittelt den Besuchern einen Eindruck von der Berliner Bücherverbrennung und Erich Kästerns lyrischer Reaktion darauf. Ausgaben verbrannter Bücher von Thomas Mann, Eduard Bernstein, Jakob Wassermann, Klabund u.a. werden ebenso gezeigt, wie Erstausgaben aus dem Exil von Alfred Polgar, Friedrich Wolf und Gerhart Seger. Wie sehr es auch heute noch gilt, den Ungeist der Bücherverbrenner zu bekämpfen, zeigt die Darstellung einer Bücherverbrennung aus dem Jahre 1965, bei der in Düsseldorf, „junge Christen“ Werke von Günter Grass, Vladimir Nabokov, Albert Camus, Fransoise Sagan und Erich Kästner ins Feuer warfen – mit Billigung der Stadtverwaltung. Die Ausstellung, die vor allem auch für den Unterricht viele Anregungen geben kann, ist in der „Alten Schule“ vormittags für Schulklassen und nachmittags von 15 bis 18 Uhr für alle Interessierte geöffnet.
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