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Nahe-Zeitung, 26. Februar 1983 Türen waren unbeweglich
Als über „Bewegt sich der Tanker“ gesprochen werden sollte
„Bewegt sich der Tanker? – Veränderungen der Arbeit, und der Arbeiterparteien“ lautete der Titel, unter dem der Kulturverein „Die Schnecke“ zur Diskussion mit der Historikerin Dr. Susanne Miller in den Musiksaal des ehemaligen Göttenbach-Gymnasiums eingeladen hatte.Was sich zunächst nicht bewegte, waren die Türen des Göttenbach-Neubaus, denn die Kreisverwaltung konnte trotz vorheriger Raumzusage den Veranstaltern nicht die erforderlichen Schlüssel aushändigen. So geriet einmal mehr der nun schon seit Monaten andauernde Übergangszustand der „Göttenbach“ zum Ärgernis. Immerhin mussten etliche Besucher aus der Stadt und dem Kreis, die zu spät kamen und den kurzfristig vereinbarten Ersatzraum nicht fanden, wieder unverrichteter Dinge die Heimfahrt antreten. Der Veranstaltung tat die solcherart dezimierte Zuhörerzahl einigen Abbruch... Nachdem das Häuflein der „zwanzig Aufrechten“ im „Akropolis“ Quartier gefunden hatte, skizzierte Dr. Miller zunächst die Wendepunkte in der Programmgeschichte der Arbeiterbewegung – vom marxistischen Erfurter Programm des Jahres 1891 bis hin zum vielzitierten reformistischen Godesberger Programm aus dem Jahre 1959 (dessen „geistiger Vater“ übrigens Susanne Millers langjähriger Lebensgefährte Willi Eichler war). Im zweiten Teil ihrs ausführlichen Vortrags schilderte sie, wie die Grundwerte „Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität“ neu ausgefüllt und definiert werden müssten, nachdem „der dem Godesberger Programm zugrundeliegende Fortschrittsglaube in vielen Bereichen durch die Entwicklungen der siebziger Jahre zerbrochen“ sei. Offen bleiben musste an diesem Abend die Frage, wie weit der Weg von der Wahrnehmung neuer Probleme bis zu deren Lösung ist.
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