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Plakate-Lieder-Texte Veranstaltung mit Liederjan, Jürgen Schöntges, Klaus Staeck, Barbara Lindemann, Albert Pütz, u.a. 23.05.1986, 20.00 Uhr Idar-Oberstein, Göttenbach-Aula
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Nahe-Zeitung, 26.05.1986 Scheibenwischer eingeschaltet Kulturabend In der Göttenbach-Aula vermittelte klare An- und Einsichten
IDAR-OBERSTEIN. Klaus Staeck schaltete den Scheibenwischer ein: "Die Realsatiriker behalten die Oberhand," kommentierte der politische Plakatkünstler die Absetzung der Fernseh-Sendung von Dieter Hildebrandt der sich mit seinen Gästen kritische Heimat-Gedanken gemacht hatte. .Wir beanspruchen nur die Rechte, die uns das Grundgesetz einräumt« betonte Staeck beim Kulturabend der Schnecke" in der Göttenbach-Aula, bei dem die Künstler ebenfalls die Heimat" kritisch beleuchteten.
Ihr Scheibenwischer" sorgte am Freitagabend ohne äußere Störungen für klare Sicht Mit politischem Sendungsbewußtsein schöpften sie das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung voll aus. Aus Ihrem Blickwinkel verständlich, aber Übertrieben war bisweilen ihre Wahlkampf-Werbung für den SPD-Landesvorsitzenden Rudolf Scharping, der die Kultur-Aktion "Daß die Erde Heimat wird für alle Welt" ins Leben gerufen hat Die künstlerisch-politische Botschaft wäre bei den rund 450 Besuchern auch so angekommen - von den CDU-Honoratioren der Stadt war ohnehin niemand anwesend.
Diese Botschaft kommt auch In den Plakaten von Klaus Staeck zum Ausdruck, die im Foyer ausgestellt waren. Der Heidelberger vermittelt mit seinen Wort- und Bild-Montagen in der Tradition von John Heartfield entlarvende Einsichten. Der Boden stirbt das Wasser stirbt die Luft stirbt Hurra wir leben". Staeck wendet sich gegen politische Gleichgültigkeit und Resignation. Zu seinen Lieblings-Themen gehört die geistig-moralische Wende. Er hat auch einige Büchlein mit gesammelten Zitaten von Helmut Kohl veröffentlicht Strahlend aktuell wurde in den vergangenen Wochen sein satirischer Beitrag zur Kernenergie- Und ewig glüht die Heimat."
Auf eine mehr komische Art pflügte Liederjan" die Heimat"-Erde um- Auf diesem ergiebigen Feld förderten sie ein Glanzstück nach dem anderen zutage. Das Trio aus dem hohen Norden handelte ganz Im Sinne den Bundeskanzlers, den Klaus Staeck vor ihrem Auftritt zitiert hatte: Jetzt ist die Stunde, um den Abend zu genießen". Ihr musikalisches Kabarett war vor einigen Monaten mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet worden. Ausgezeichnet war auch ihr Programm in der Göttenbach-Aula. Noch besser wäre es gewesen, wenn die drei bei ihren spöttischen und (selbst)ironischen Betrachtungen einige dürftige Kalauer ausgeblendet hätten. Eine alte Kabarett-Karamelle und deshalb überflüssig ist ihr Abgesang auf alle Selbstfindungs-Versuche unter Guru-Anleitung.
Der Liedermacher Jürgen Schöntges läßt seine Kritik am herrschenden Zeitgeist bevorzugt i persönlichen Stimmungsbildern anklingen. In der Tonart und Melodie erinnern manche seiner Lieder an den frühen Hannes Wader. Lokale Heimat-Bezüge stellten Barbara Lindemann und Albert Pütz her. Barbara Lindemann las einige Gedichte des Kirner Arbeiterdichters Julius Zerfaß-der auch nach 1933 den aufrechten Gang wagte". Albert Pütz ließ in seiner Erzählung Abend mit Jägerlied"einen jungen Mann zu Wort kommen, dem durch ein Erlebnis vor Gericht der (Un)Sinn öffentlicher Gelöbnisse bewußt wird.
Ein altvertrautes lokales Erlebnis hatten die Besucher des Kultur-Abends bei der Anfahrt zur Göttenbach-Aula. Ohne vorherige Ankündigung wurde die Hauptstraße in diesem Bereich am späten Freitagnachmittag für einige Stunden gesperrt.. Kurt Knaudt
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