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Ein besonderes Konzerterlebnis mit Bildern Mallorcas, Texten von George Sand und Musik von Frédéric Chopin. Am Flügel: Ludolf Lessmann
Im Winter 1938/39 zogen George Sand, die skandalumwitterte emanzipierte Schriftstellerin, und Frédéric Chopin, ihr damaliger und um etliches jüngere Lebensgefährte auf die seinerzeit noch nicht touristisch überfrachtete Insel Mallorca. Zum einen wollten sie dem Pariser Klatsch entkommen, zum anderen hoffte Chopin auf Linderung seiner Lungenkrankheit und auf Ruhe zum Komponieren. "Ein Winter auf Mallorca" knüpft an den Titel des Buches an, das George Sand später über diese gemeinsame Zeit veröffentlichte. Unter dem Eindruck der wunderschönen Landschaft mit tausendjährigen verknorrten Olivenbäumen, schroffen Klippen, einem smaragdfarbenen Himmel und tiefer Stille schuf Chopin auf Mallorca Kompositionen von außerordentlicher Schönheit und Vollendung, welche mit zeitlich unterschiedlich belegten Berichten George Sands wesentlicher Teil des Programms sind. Dazu erscheinen Bilder von Mallorca auf einer Großleinwand in Überblendtechnik.
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Nahe-Zeitung, 19.03.2002 Doch der Winter auf Mallorca war zu kalt Gelungener Chopin- Abend mit Lesung und multimedialen Einlagen
Das wäre auch ohne multimediale Zutaten ein vollendeter Hörgenuss gewesen: Pianist Ludolf Lessmann spielte im Stadttheater Chopins Mallorca- Werke.
IDAR-OBERSTEIN. "Die Schnecke - Forum Kultur und Gesellschaft" hatte anlässlich ihres 20- jährigen Bestehens ein "multimediales Ereignis" angekündigt. Und dieser Chopin- Abend unter dem Motto "Ein Winter auf Mallorca" wurde es. Auf Großleinwand erschienen Bilddokumente des Fotografen Klaus Bossemeyer, Barbara Michel und Thomas Hölzl lasen aus Briefen Chopins und George Sands sowie aus Werken der Schriftstellerin. Die Komposition von Bildern, Texten und dazu live gespielter Chopin'scher Klaviermusik war perfekt als Gesamtkunstwerk gelöst. Sogar die jeweils gespielten Klavierstücke, unter anderem eine Auswahl der im Kloster Valldemosa entstandenen Préludes, wurden zu Beginn im originalen Notentext eingeblendet, so dass für manche Zuhörer wohl erstmals die doch sehr abstrakte Notenschrift in Verbindung mit Klangrealisierung evident wurde.
Sensibler Pianist Ludolf Lessmann, dem sen siblen, tiefgründigen Chopin- Interpreten, gelang ein Situationsporträt des lungenkranken Chopin, der im Winter 1838/39 Heilung auf Mallorca suchte, dort aber einen regnerischen Winter erlebte, der seinen Zustand nur verschlimmerte - das romantische Genie erlag der damals unheilbaren Krankheit mit 39 Jahren. Außer dem berühmten "Regentropfen- Prélude" spielte Ludolf Lessmann auch die düstere c- Moll- Polonaise op. 40,2, aus anderen Piéce- Sammlungen das Imptomptu Fis- Dur op. 36, die auf eine litauische Sage fußende Ballade F-Dur op. 58, den dämonischen 1. Satz der b- Moll- Sonate op. 35, sowie das cis- Moll- Scherzo op. 39. Der Pianist verstand es, selbst die bekanntesten Klavierstücke Chopins durch ganz persönliche Interpretation, wie freies agogisches Spiel und differenzierte dynamische Abstufungen, insbesondere im Piano, jenseits gängiger Klischees zu einem Klangporträt Chopins mit den Mitteln des Klaviers zu malen - dies wäre auch ohne multimediale Zutaten ein vollendeter Genuss gewesen. Die im 19. Jahrhundert entstandene Idee der Vermischung der verschiedenen Künste zu einem Gesamtkunstwerk wurde an diesem Abend mit den Medien unserer Zeit angegangen und hat sicher beim Publikum, das nach anhaltendem Beifall sich die Es- Dur- Nocturne als delikate Zugabe erklatschte, eine neue Facette im Verständnis des bedeutendsten Klavierromantikers Frédéric Chopin angestoßen. Elisabeth Jost
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