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Nahe Zeitung vom 28.02.2002 Schnecke: Strafe muss sein Kulturverein trifft in Hamburg Deutschlands allererste Frauenbeauftragte
IDAR-OBERSTEIN. Mit einer viertägigen Fahrt nach Hamburg setzte der Kulturverein "Die Schnecke" die Reihe seiner Städtetouren fort. Hatte man sich ursprünglich in der Hansestadt mit dem Schriftsteller Siegfried Lenz treffen wollen, so musste der Gedankenaustausch mit dem Verfasser der "Deutschstunde" wegen des jüngsten Buchprojektes von Lenz vertagt werden. Mit Eva Rühmkorf, Deutschlands erster Frauenbeauftragten, fanden die "Schnecken" an der Alster eine andere überaus interessante Zeitzeugin, die ihnen als Gesprächspartnerin zur Verfügung stand. Ausgehend von ihrem Buch "Hinter Mauern und Fassaden. Erinnerungen einer engagierten Frau" berichtete Eva Rühmkorf über ihre Reformarbeit im Hamburger Strafvollzug. Als Leiterin einer Jugendstrafanstalt hatte die gelernte Psychologin Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre entscheidend zur Humanisierung des Strafvollzugs beigetragen. Dabei stand für sie immer fest: "Strafe muss sein. Aber Strafvollzug - und sei er noch so menschlich - macht Häftlinge nicht lebenstüchtiger." Von entscheidender Bedeutung sei deshalb, wie der Übergang von der Haftzeit in die Freiheit organisiert werde. Dies sei nicht nur für die Häftlinge wichtig, sondern vor allem auch für deren Opfer. Mit Blick auf ihre Arbeit als Frauenbeauftragte befand Eva Rühmkorf, die Fortschritte, die seit Beginn der 80er Jahre hinsichtlich der Gleichstellung der Geschlechter erzielt worden seien, habe es nur gegeben, weil die Frauen immer auch in ausreichender Zahl Bündnispartner unter den Männern gefunden hätten. So habe Hamburgs ehemaliger erster Bürgermeister Ulrich Klose die Stelle einer hauptamtlichen Frauenbeauftragten eingeführt. Hans Jochen Vogel habe als SPD-Vorsitzender 1988 den wichtigen Quotenbeschluss seiner Partei maßgeblich herbeigeführt. Dies ändere nichts daran, dass Frauen selbst für ihre Ziele eintreten müssten.
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